Samstag, 14. November 2009

12. Spieltag: FC St. Pauli - Fortuna Düsseldorf 2:1 (1:1)


Nach Jahren der Abstinenz stand also mal wieder ein Besuch bei St. Pauli an. Die Kartensituation habe ich ja schon in einem älteren Post beleuchtet. Beim letzten Spiel vor rund drei Jahren hatte es ebenfalls kaum Karten gegeben. Doch dieses Mal war es wirklich extrem, 600 Tickets für Düsseldorfer im freien Verkauf. Von wegen Erfolgsfans oder nicht, die Zahl war einfach zu gering, um die Bedürfnisse aller, die es vor den gestrengen Augen der Internetforumspolizei der Fortuna verdient hatten, abzudecken. Bitter, aber nicht zu ändern. Das Stadion ist nun einmal nicht größer.

Und wo wir gerade dabei sind. Im Vergleich zum letzten Besuch meinerseits (vor vier Jahren) hat sich doch einiges verändert. Nicht nur steht eine neue und durchaus sehenswerte Tribüne nun im südlichen Teil, wo einst der Gästeblock war, auch im Norden, früher gekennzeichnet durch den Blick auf den Hochbunker, hat man ein Stahlrohrkonstrukt hingesetzt und somit alle vier Seiten geschlossen. Das ist der Dichte und Intensität natürlich zuträglich. Manche werden sagen, dass insbesondere die neue Südtribüne nicht mehr dem St.Pauli-Flair entspricht, doch muss sich auch dieser Club weiterentwickeln – und Flair definiert sich sicherlich über ein bisschen mehr als den Zustand des Stadions. Die Rückseite wird von einem riesigen Pauli-Logo geschmückt und beinhaltet Geschäftsstelle, Fan-Shop etc. Bei Pauli tut sich etwas. Daher war auch ursprünglich der Abriss der alten Haupttribüne für die Phase vor unserem Spiel geplant, wurde aber verschoben. Den Begriff Haupttribüne hatte sie auch im Vergleich mit der südlichen nicht mehr verdient. Unser Besuch war also ein historischer Moment.

Sportlich verlief das ganze natürlich weniger schön. Erneut wusste unser Team zu gefallen, spielte das clever und ruhig, machte aber in den entscheidenden Situationen – vorne und hinten – entscheidende Fehler. Bitter, aber sie lernen dazu. In Lautern hatte das schon exzellent funktioniert. Freuen durfte sich daher nur meine Tante, die St. Pauli stets zugetan war und zum Geburtstag diesen Besuch von mir geschenkt bekommen hatte. Meine Oma wurde extra von meiner Mutter versorgt. So düsten wir gegen kurz nach 11 Uhr in Düsseldorf los, der Meinung wir hätten ja ordentlich Zeit. Bei Wuppertal gab es dann die erste stautechnische Situation, nichts Ernstes, anders als an der berühmten Baustelle der A1 auf Höhe Schwerte. Zusätzlich hatten sich zwei Autos geküsst – Spitze! Ich übernahm nach kurzer Rast das Steuer und durfte nun die scheinbar baustellenreichste Autobahn des Landes kennenlernen. Die A1. Und ich bin sie ja wahrlich nicht das erste Mal gefahren, doch so extremst viele Baustellen – verbunden mit zähfließendem Verkehr bis hin zu Stau habe ich noch nicht erlebt. Ein Albtraum! Die Kröhnung an sich war das letzte Stück von Bremen (eher ab Delmenhorst) bis Hamburg. Alle zwei Kilometer eine Baustelle. Als wir endlich um kurz vor 17 Uhr (!) in Hamburg einrollten, um uns dem dortigen Berufsverkehr (natürlich mit Stau) zu stellen, hatten wir Martin bereits telefonisch direkt zum Stadion gebeten, obwohl wir uns eigentlich bei ihm zuhause zwecks Abladung unseres Schlafkrams getroffen haben wollten.

Am Stadion selbst wurde auf dem angrenzenden Heiligengeistfeld der Dom eröffnet – anders als in überschätzten Erzbistumsstädten allerdings eine Kirmes (Rummelplatz, Jahrmarkt) – und eine große dazu. Meine Befürchtungen einer komplizierten Parkplatzsituation bewahrheiteten sich aber nicht. Ein angrenzender Real (war der schon immer da?) verfügte nämlich praktischerweise über die vermutlich größte Parkhalle der Welt. Nach kurzem Aneinandervorbeigehen trafen wir dann auch Martin mit unseren Tickets. Nun mussten wir lediglich noch auf die andere Seite des Stadions gelangen. Durch Kirmes und große Menschenmassen durchaus nicht ganz einfach zu bewerkstelligen und gefühlten 100 Leuten, die meine Tante vom sehen kannte, fanden wir tatsächlich den richtigen Eingang und gelangten nach Klobesuch und Wurstkauf original zum Einlauf der Mannschaften auf unsere Plätze auf der nördlichen Stahlrohrtribüne hinterm Tor. 7,5 Stunden! Oh Mann!

Die Leute gaben sich freundlich, aber nicht übertrieben nett, wir gaben uns aber auch nicht als Düsseldorfer zu erkennen. Einzelne Fortunen gingen mit ihrer Herkunft offener um, wurden aber verdientermaßen ignoriert. Vereinzelte Klassiker wie „Altbier macht doof“ fielen, ansonsten blieb es friedlich. Zu erwähnen wäre noch, dass Martin doch tatsächlich just im Moment des Elfmeters Bier holen ging und somit den Ausgleich leider nicht live mitbekam. Die alte Gefahr.

Nach dem Match nahmen wir dann den Umweg über den Dom, was meiner Tante noch eine neue Tasche mit Totenkopf bescherte. Eine rasante Heimfahrt später rumorten die Mägen und wir beschlossen erst einmal, diese beim Italiener zu füllen. Neben einer recht großen (sehr großen) Tageskarte, die aber leider nur schwer zu lesen war verärgerten ungeöffnete Muscheln in den Nudeln. Und die Erkenntnis, dass es sich bei Martins Domizil um eine Nichtraucherwohnung ohne Balkon handelte. Spontane Reaktion meiner Tante: „Wir reisen ab.“ Nach unserer Mahlzeit konnten wir dann die Wogen glätten und blieben also doch. Martin musste sich aufgrund seiner anstehenden Frühschicht verabschieden und auch meine Tante kämpfte mit einem Schlafdefizit, so dass größere Party flach fiel. Besagtes Defizit konnte aber nicht behoben werden, da ich vor ihr einschlief…

Am nächsten Morgen dann der nächste Schreck. Die Kaffeemaschine war eine Philips Senseo und so ohne weiteres nicht von meiner Tante zu bedienen. Nikotin und Koffein in weiter Ferne brach endgültig Panik aus. Zum Glück für alle Beteiligten konnte ich das Gerät in Gang setzen, selbst Zucker ließ sich auftreiben. Nachdem wir das Couchpuzzle zusammengesetzt hatten fuhren wir los, nicht aber ohne Martin eine Fritz-Kola Kaffee wegzutrinken, von der ich hinterher erfuhr, dass Martin sie bis dato noch gar nicht probiert hatte. Cola mit Kaffeegeschmack, hat wirklich was. Mein Unterbewusstsein entschied wohl daraufhin, dass ich ihm auch etwas zukommen lassen müsse, spontan vergaß ich ein Mettbrötchen im Kühlschrank und meine Jacke. Wobei Martin mir Letztere Hoffentlich demnächst wiederbringt. Das Brötchen muss nicht…

Zurück gab es dann weitaus weniger Autobahnturbulenzen, da wir nun A2 und A7 wählten. Lediglich die Erkenntnis, dass Serways Rasthöfe inzwischen auch nach dem Einheitsprinzip gebaut werden, missfiel. Das war sie, die vermutlich letzte Auswärtsfahrt des Jahres, was nicht nur an der Mehrzahl von Heimspielen in den nächsten Wochen liegt, sondern auch den exorbitanten Eintrittspreisen von 1860 und dem ungastlichen und terminlich ungünstigem Spiel in Rostock zum Jahresschluss liegt.

4 Kommentare:

  1. Das Mettbrötchen war noch sehr lecker und herzlich willkommen nach der 12h-Schicht.
    Ich habe mir noch eine neue Kola-Kaffee gekauft und fand sie ganz ok, bleibe aber beim Original. Aber definitiv besser als das Melonenzeug, dass es ebenfalls von denen gibt. Sonst setzt sich Kola-Kaffee sicherlich beim Pauli-Anhang durch, allein schon wegen der Etikett-Farben.

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  2. Interessant fand ich auch die Bandenwerbung fúr irgendetwas mit "Muschi". Also Muschisaft war es nicht, Kalte Muschi oder so. Wer kann mir denn ohne Recherche sagen, worum es sich hierbei handelt?!

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  3. Ohen Rechereche würd ich sagen dass ist irgendein Mixgetränk (wie Spezi) oder sogar was zum Essen. Ich guck jetzt auch nicht nach.

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  4. Rotwein - Cola - Zeugs

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