Samstag, 29. Oktober 2011

Dukpoki Diary - Day 6 & 7

Annjong hasejo,

ich bin zurück in Seoul nach meinem kleinen Ausflug aufs Lande nach Yeojo, wo die Sicherheits-Konferenz stattfand. Das Gelände bewegte sich irgendwo zwischen Armeegelände und Gebirgsunikampus. Sehr hügelig, drumherum ein Hauch von Nichts. Aber Einsamkeit kann ja auch ganz schön sein. Nach unserer Ankunft erfuhren wir die Zimmerbelegungen, die eher wie der Anfang eines Witzes klang. Kommen ein Franzose, ein Deutscher, ein Spanier und ein Saudi Araber in ein Zimmer... Etagebetten waren angesagt, glücklicherweise konnte ich mir ein unteres schnappen.

Erstmal gab es etwas zu beißen in der Hauskantine. Da konnte ich doch ehrlich behaupten: "This soup is totally crap!" War doch tatsächlich ne halbe Krabbe ungeschnibbelt drin. Yummy! Für mich als Seafood-Nur-Gelegentlich-Geil-Finder nicht ganz so toll. Zumal es auch unfassbar fischig dort roch. Für mich worst lunch ever in Korea. Kollege I. fand es nach eigener Aussage "actually quite tasty." Pff, in Israel lebende Ukrainer haben doch keine Ahnung!

Danach hieß es "Back to school, Mr. Wiese!" oder eher zur Uni. In einem kleinen Hörsaal hatten auch unsere Simultanübersetzerinnen wieder ihre Telefonhäuschen aufgebaut. Vorsichtig schaute ich mich aber zur Sicherheit um, ob sich nicht doch Dr. Kananga hinter einem der Vorhänge versteckte, um uns alle mittels Hochfrequenzton zu töten. Die Koreaner weigerten sich konsequent englisch zu sprechen, naja, man hat ja schließlich für die Übersetzer bezahlt. Best cases wurden vorgestellt, in den Pausen gab es Kekse und Kaffee. Hinterher gab es noch Awards die geradezu unendlich dauerten, dann war Schluss. Essenszeit!

Und das sollte das große, gemeinsame Dinner werden. Leider begrüßte mich der Fischgeruch schon wieder. "Crap!", dachte ich so bei mir und meinte es doch ganz anders. Einen großen Bogen machte ich um die Suppe, die auf den Tischen aufgebauten Grills, Bier- und Sojuflaschen ließen aber Gutes erahnen. Galbae ist nämlich Schweinespeck der am Tisch gegrillt und dann mit allerhand Beilagen aus einem Salatblatt gegessen wird. Also schnell ein paar Happen auf den Grill gelegt, ein paar mal gewendet und dann... nimmt sich einer der mehreren an meinem Tisch sitzenden Russen einfach ALLE (!) Stücke, die ich gerade sorgsam zubereitet habe. "It is a pleasure to be your cook!" Sein freundliches Nicken zeugte aber davon, dass ihm der Sarkasmus meiner Aussage leider entgangen war. Ansonsten gab es sehr schnell sehr viel Soju und russischen Wodka (wer den wohl mitgebracht hatte?). Zudem beobachtete ich mit Freuden, wie das aus dem Grill tropfende, heiße Fett stetig ein Loch in den Tisch fraß. Die anwesenden Jordanier und Araber freuten sich übrigens ganz besonders über das Schweinefleisch... nur Kollege I. hat dank ukrainischer Wurzeln keine Probleme damit.

Spannend wurde es nach dem Essen. Uns waren nämlich die Boxen, Mikroständer und Fernseher bereits aufgefallen! Karaoke! Und einer der Koreaner legte auch gleich vor. Irgendein koreanisches Partylied bei dem alle echt abgingen. Seine Tanzperformance hatte auch was für sich. Stimmung gab es schnell sehr viel und ganze Trauben an Menschen sangen bekanntes und unbekanntes. Ich trank derweil diverse Soju mit ebenfalls bekannten und unbekannten Koreanern und einem koreanischen Mädel, dass mich total "cute" fand. Ich sie ehrlich gesagt auch, zudem konnte sie recht gut singen. Ligentechnisch war das aber eher ein Pokalspiel, bei dem ich als klassischer Amateur-Underdog gegen eine gestandene Bundesligistin antrat. Über ein bisschen Flirterei ging es also nicht hinaus. Ich durfte sozusagen mal kurz an der Sensation schnuppern. Immerhin konnte man sich auch nüchtern, als man sich am nächsten Morgen sah noch die Hand geben. Was auf dem Platz geschieht, ist dann vergessen. Zum Trikottausch kam es (leider) nicht.
Von vielen Kollegen immer wieder angesprochen sah ich an diesem Abend allerdings das Unausweichliche immer näher kommen: Ich sollte ebenfalls ein Bonmont zum Besten geben. Herrje, owei, owei. Was mache ich bloß? Was mache ich bloß? Im Klo einsperren? Vielleicht, riecht aber. Und welchen Song? "Biotech is Godzilla" von Sepultura vielleicht? Möglicherweise nicht ganz das Richtige. "Dieser Weg" vom Xaver neverevereverever? Da blieb nur eins, der Klassiker schlechthin, der kaum Mühen verlangt: "Ghostbusters" von Ray Parker Jr. Als ich also gerade den an sich spärlichen Text im Kopf durchging, packte der Koreaner um 22:00 Uhr den Karaoke-PC ein. WTF? Wohl nicht lange genug bezahlt, was. Na gut, ging es also nur mit wasweißichdenn wie vielen Soju weiter bis wasweißichdenn wann. Als ich morgens aber mit perfektem Hangover von einem der koreanischen Teamleader geweckt wurde, wusste ich, dass es gut gewesen sein musste.

Ab zum Frühstück. Bitte western, bitte western, bitte western. Doch der sanfte Fischgeruch ließ aber das schlimmste ahnen. Fucking bullshit Korean breakfast mit dieser vermalledeiten Fischsuppe. Konsequenz: Mein Frühstück war ein Glas Wasser. Der Fischgeruch machte meinen gebeutelten Organen aber schließlich entgültig zu schaffen. Auf dem Klo ließ ich die zuletzt zu mir genommenen Flüssigkeiten noch einmal Reveu passieren...

Der geplante Ausflug nach Yeojo, die Stadt im Nichts bestehend aus Nichts fiel aber aufgrund größerer Regenfälle sprichwörtlich ins Wasser. Stattdessen sollte es ins National Korean Museum in Seoul gehen. Aufgrund dummer Umstände musste ich aber mit Kollege I. zurück zum Hotel, da er auschecken musste, ich aber mein Gepäck bei ihm untergestellt hatte. Im Hotel bekam ich das praktisch exakt gleiche Zimmer nur eine Etage darüber. Am letzten Tag durfte ich dann ebenfalls feststellen, dass das WLAN tatsächlich funktioniert. Hatte es vorher nicht!

Mein Magen hatte sich zum Glück beruhigt und wollte gleich wieder arbeiten. Also was zu futtern suchen. Was westliches ohne Fisch! Glücklicherweise befindet sich gegenüber meines Hotels ein McDonalds, so dass ich das beste Kateressen überhaupt futtern konnte: Burger! Zudem konnte ich nachprüfen, ob ich am Mittwoch tatsächlich einen koreanische Spezial Big Mäc gegessen habe. Nöö, war ein Tomato Bacon. Glücklicherweise ist McD in Korea zweisprachig Koreanisch/Englisch ausgeschildert. Ein Quarter Pounder with Cheese musste es sein. Interessanterweise werden die Burger in Korea ähnlich eingepackt geliefert wie bei uns die bei Burger King. Also einfach in Papier gewickelt. In Korea gibt es aber einen Clou. Ein Ring aus hartem Papier ist um den Burger gesteckt, so dass dieser seine Form behält. Nicht schlecht, verfehlt auch seine Arbeit nicht. Danach ging es zurück zum Hotel, wo ich Kollege I. mit dem Koreaner J. traf, die was unternahmen. Zudem berichtete mir J., dass mein ursprünglich vorgesehenes Dinner mit Kollege S. leider ausfallen muss. Kurzerhand verabredeten wir uns also zum Essen. Den Auflug machte ich aber nicht mit, für mich ging es ins Bett, zwei Stündchen ratzen und duschen. Wie ein neuer Mensch!

Galbae kann man nie genug essen. Und so kammen I., J. und ich in der Gegend um das Hotel zusammen. Vorab hatten wir ein bisschen das Straßenfesttreiben beobachtet. Diese Gässchen haben schon die ein oder andere Überraschung zu bieten. Auf Soju verzichtete ich aber diesmal und beließ es beim Bier. Die beiden hielten es ähnlich. Nachdem ich beide aufklären konnte, dass das Oktoberfest weder bei uns in Düsseldorf gefeiert noch ein Feiertag im ganzen Lande ist, machten die sich auf den Weg in Igors Hotel. Ich nutzte die Gelegenheit, um noch ein bisschen durch das abendliche Seoul zu spazieren und verschiedene Straßen zu erkunden.

Und nun sitze ich hier. Koffer ist mehr oder weniger gepackt, 2. Liga Konferenz hat irgendwie keinen Ton. Im koreanischen TV läuft Everton - ManUnited entweder auf Englisch oder Koreanisch. Koreanisch ist lustiger. Gleich hoffe ich möglicherweise ein Livespiel der Bundesliga wie letzten Sonntag zu kriegen bzw. dass wenigstens die Erstligakonferenz Ton hat. Dann heißt es ausschlafen, denn die Reise wird lang und beschwerlich. Im Interesse meines Rhythmus sollte ich im Flieger nicht schlafen, werden also viele Filme werden.

Gut, das war es aus Korea. Wenn Ihr ganz brav seid und viel kommentiert, schreibe ich vielleicht noch einen Eintrag über die Rückreise.

Bis bald!
T.

P.S.: Haha! Es läuft die Weltklasse-Partie Wolfsburg-Berlin. Vermutlich, weil Koo bei Wolfsburg eingewechselt werden könnte. Wenigstens hat die Erstligakonferenz jetzt Ton.

3 Kommentare:

  1. Nach Karaoke-Abenden Kotzen ist übrigens nichts neues für mich. Von daher ganz normale Fernost-Initiation, also keine Sorgen machen. 90% der Berichte drehen sich übrigens übers Essen. Wie ist denn mal im Gegensatz das Wetter?

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  2. Höre ich da leise Kritik? Heiter bis wolkig im übrigen...

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  3. Sehr interessante Geschichte, ich lese immer Ihr Reise-Tagebuch mit großer Freude, Sie haben definitiv großes Talent dafür. Auch ich möchte dir diesen erstaunlichen Service vorschlagen https://poseidonexpeditions.com/de/ den ich immer benutze, wenn ich reisen will!

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